Autisten

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Vermisst du einen Begriff im Glossar? Ich bin für jeden Hinweis, möglichst mit kurzer Erläuterung dankbar.

A

ADD = Attention Deficit Disorder
Störung, die durch eine sehr kurze Aufmerksamkeitsspanne gekennzeichnet ist.

ADHD / ADHS = Attention Deficit Hyperactivity Disorder / Aufmerksamkeits Defizit Hyperaktivitäts Störung
Eine Form von ADD, die mit Hyperaktivität einhergeht. Man sieht die Ursache heute in einer Störung des Gehirnstoffwechsels.

ADI-R = Autism Diagnostic Interview – Revised
(deutsch: Diagnostisches Interview für Autismus – Revidiert)
Seit geraumer Zeit gilt das umfangreiche Diagnostische Interview für Autismus – Revidiert in Klinik und Forschung als standardisiertes Befragungsinstrument erster Wahl zur Erfassung und Differenzialdiagnostik von Störungen des autistischen Spektrums.

ADOS-2 = Diagnostic Observation Schedule – 2
(deutsch: Diagnostische Beobachtungsskala für Autistische Störungen – 2)
Ein Testverfahren, das eingesetzt wird, um Kommunikation, soziale Interaktion und Spielverhalten von Menschen (Kindern wie Erwachsenen) zu erfassen, bei denen eine Autismus-Spektrum-Störung (ASS) vermutet wird.

AIT = Audio Integration Training
Therapie, bei der mit Hilfe von gezielt manipuliertem Ton- und Musikmaterial das Gehör im Sinne gleichmässiger Empfindlichkeit beeinflusst werden soll. D.h. überempfindliche Frequenzbereiche werden gedämpft und zu schwache Bereiche werden angeregt.

AQ = Autismus-Spektrum-Quotient
Massstab für den Schweregrad einer Autismus-Spektrum-Störung.

Asperger, Hans
Wiener Pädagoge, der die später nach ihm benannte Form des Autismus, das Asperger-Syndrom, erstmals umfassend beschrieb.

Asperger-Syndrom
Form des Autismus, die durch ein hohes Funktionsniveau gekennzeichnet ist. Asperger-Typen besitzen häufig extreme Begabungen in Teilbereichen.

Atypischer Autismus
Allgemeine Bezeichnung für Störungsbilder, die dem Autismus sehr nahe kommen, aber nicht alle Kriterien für eine solche Diagnose erfüllen.

Autistisches Spektrum
Sammelbegriff für Störungsbilder, die (zum Teil nur einzelne) charakteristische Merkmale des Autismus beinhalten

B

Beschäftigungstherapie
Auf begrenzte therapeutische Ziele ausgerichtete ergänzende Methoden, die durch Übung psychischer Funktionen und körperlicher Fertigkeiten (evtl. in Gemeinschaft, spielerisch)  Selbstvertrauen, Sicherheit und Kreativität vermitteln können.

Bettelheim
Bruno Bettelheim (gest.1990), Wiener Psychoanalytiker, hielt Autismus für eine emotionale Störung, deren Ursache vor allem in einem Mangel an mütterlicher Zuwendung zu suchen ist. Er hielt deshalb die Trennung des Kindes von der Mutter und eine stationäre Behandlung in Heimen für die einzige zweckmässige Behandlungsform. Seine verallgemeinernde Theorie des Gefühlstraumas wurde durch Forschungen, die eine hirnorganische Störung bewiesen längst widerlegt.

D

Delacato
Carl Delacato, amerikanischer Therapeut, der die Probleme autistischer Menschen im wesentlichen auf die gestörten Kanäle der Sinneswahrnehmung zurückführt. Ein Sinn ist entweder überempfindlich, unterempfindlich oder von “weissem Rauschen” überlagert. Durch Training (Stimulation oder Schonung) kann die Sinneswahrnehmung an einen normalen Pegel angeglichen werden.

DSM-III, DSM-III-R, DSM-IV = Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders
Handbuch vor allem für Psychiater, das die diagnostischen Kriterien für alle bekannten Erkrankungen der Psyche zusammenfasst.

E

Echolalie
Echohaftes Wiederholen dessen, das zu einer Person gesagt wird, auch mit zum Teil erheblicher Verzögerung. Dies ist bei vielen sprechenden Autisten zu bemerken. Als funktionale Echolalie wird bezeichnet, wenn die wiederholte Phrase eine damit verbundene Bedeutung oder Absicht hat. Z.B.: „Hol deine Jacke!“, wenn die Person nach draussen gehen will.

Ergotherapie
Zusammenfassende Bezeichnung für Beschäftigungstherapie und Arbeitstherapie.
Findet Anwendung bei der Therapie von Störungen der Motorik, der Sinnesorgane und der geistigen und psychischen Fähigkeiten bei Personen jeden Alters.
Der Ergotherapeut übt unter anderem essen, waschen, ankleiden, schreiben, den Umgang mit anderen Menschen, die Belastbarkeit am Arbeitsplatz, usw. Ziel ist die weitesmögliche Selbständigkeit im täglichen Leben und im Beruf.

H

HAWK-IV = Hamburg-Wechsler-Intelligenztest für Kinder
Zusätzlich zum Gesamt-IQ werden in etwa 60 Minuten Bereiche des Sprachverständnisses, logischen Denkens, der Bearbeitungsgeschwindigkeit und des Arbeitsgedächtnisses untersucht.

HAWIVA = Hannover-Wechsler-Intelligenztest für das Vorschulalter
Dieser Test wird bei Kindern zwischen dem 2. und 6. Lebensjahr angewendet.

HFA = High Functioning Autistic
Ein autistischer Mensch mit einem relativ hohem Funktionsniveau.

Hyperlexie
Fähigkeit, in sehr frühem Alter lesen zu können. Oft können die Worte jedoch noch nicht ihrer Bedeutung zugeordnet werden.

I

ICD-10 = International Classification of Deseases
Von der Weltgesundheitsorganisation herausgegebener Katalog von diagnostischen Leitlinien.

Inzidenz
Mass für das Vorkommen eines Merkmals in einer Bevölkerungsgruppe. Für Störungen im autistischen Spektrum muß man heute von einer Inzidenz von 50-60 bei 10.000 Personen ausgehen.

K

Kanner
Leo Kanner hat das Störungsbild des Autismus erstmalig als eigenständiges Krankheitsbild beschrieben.

Kanner-Syndrom
Alte Bezeichnung für Autismus.
Die weniger gut funktionierenden Menschen des Autismus-Spektrums werden im Gegensatz zum Asperger-Syndrom häufig dem Kanner-Typ zugeordnet.

L

LFA = Low Functioning Autistic
Ein autistischer Mensch mit einem relativ niedrigen Funktionsniveau. Oft auch gebraucht für den Kanner-Typus (dem schwerer betroffenen Typ im Autismus-Spektrum).

N

NT = Neurologisch Typisch
Gebraucht als Gegensatz zu „autistisch“, um die Bezeichnung „normal“ vermeiden zu können, die wiederum die Bezeichnung „autistisch“ oder „behindert“ um so mehr diskriminierend erscheinen lassen würde.

P

PEP = Psycho-Educational Profile
Test, der unter anderem dazu entwickelt wurde, das Vorliegen von Autismus beurteilen zu können und dessen Ergebnisse die besonders zu fördernden Problembereiche aufzeigen können sowie Wegweisungen für Behandlungsstrategien geben sollen.

S

Selbststimulation
Verhaltensweisen, deren einziger Sinn darin zu liegen scheint, die eigenen Sinne zu stimulieren. Ein Beispiel ist das Hin- und Herschaukeln des Körpers. Viele Personen mit Autismus berichten, dass diese Selbststimulation eine wichtige regulierende Funktion für sie hat (z.B. beruhigend, konzentrationssteigernd, Schutz vor sensorischer Überlastung).

Stereotypie
Verbale Äusserungen oder Bewegungen bzw. Handlungen, die oft über längere Zeit immer in der gleichen Weise wiederholt oder beibehalten werden und keinen Bezug zur jeweiligen Situation zu haben scheinen.